„Wisst, dass in mir glüht und dass ich gebunden, weil im Wolf ich mein innerstes Wesen gefunden“
Das Rotkäppchen von Martin Mosebach
Es gibt kein Märchen, das Gesellschafts- und Seelendeuter so gleichbleibend fasziniert wie Rotkäppchen und der Wolf. Und es gibt kein Tier, das – obgleich ausgerottet oder in Reservate gebannt – so unvermindert über die Jahrhunderte hinweg dem Bösen seine Gestalt und seinen Namen leiht. In Politik und Religion, im breiten Spektrum zwischen Kunst, Literatur, Kitsch, Horror und Pornografie. 1984 befasste sich in Venedig eine Juristenkommission mit der Frage: War Rotkäppchen unschuldig? Oder hat sie, um sich selbst zu schützen, den Wolf verleumdet und ihn später Verfolgungen ausgesetzt?
Film von Sylvia Stasser und Wolfgang Würker
Kamera: Andrzej J. Koszyk
Schnitt: Giusi Violani
Redaktion: Hans Helmut Hillrichs
Begleiter dunkler, unbekannter Mächte, unkontrollierbare, den Menschen bedrohende Natur oder missverstandene Kreatur? Der Verdacht liegt nahe, dass wir mit dem Wolf, dem unser Mitleid und unser Hass, unsere Bewunderung und unsere Furcht gehören, weit mehr verbinden als bloß ein wildes Tier ...
„Zuerst bezeichnete der Wolf, zum Hund domestiziert, den revolutionären Beginn einer systematischen Nutzung der natürlichen Ressourcen durch den Menschen. Später stand er, wild geblieben, dieser Nutzung leibhaftig im Weg.“
Eric Zimen