"Hier ist es hoch, sehr hoch!“ Hans Christian Andersen kam aus dem Staunen nicht heraus, als er von den Felstürmen des Elbsandsteingebirges hinunter auf den Strom blickte. Bei Entstehung der engen Wolfsschluchten ringsum vermutete er eine mächtige Naturkraft, die versucht hatte, unseren Erdball zu sprengen. Wir wissen heute, dass die bizarren Felsen von Wasser und Wind geformt wurden und dass die Vorläufer der heutigen Elbe an der Entstehung dieser spektakulären Erosionslandschaft schon beteiligt waren.
Elbe, tschechisch Labe, weiß schäumend oder einfach: der Fluss des weißen Sandes. Von der Faszination des Sandes und des Sandsteins geht dieser Film aus, er folgt der Elbe und ihrer Geschichte - Siedlern, Völkern, Kulturen.
Kamera: Riccardo Brunner, Wolfgang Raith, Niko Stein
Schnitt: Jörg Schömmel
Redaktion: Hans Helmut Hillrichs
Im Elbsand stößt er auf geheimnisvolle Schätze aus der Stein- und Bronzezeit, an den Flussufern auf monumentale Zeichen der Zivilisation und der Zerstörung. In Städten wie Dresden, Meißen, Magdeburg entstanden vor vielen Jahrhunderten symbolträchtige Gotteshäuser, die dem Lauf der Geschichte nicht immer standhalten konnten. Sie alle sind aus Sandstein erbaut.
Lange war den Menschen im westlichen Teil Europas der Blick auf bedeutende Orte entlang der Elbe verstellt. Noch vor kurzem gehörte der Strom zwei verschiedenen Welten an und war - auf rund hundert Kilometern Länge – die scharf bewachte Grenze zwischen zwei getrennten deutschen Staaten. Zugleich war er von Industrieabwassern extrem belastet, eine Kloake. Seit dem Wegfall des Eisernen Vorhangs hat sich nicht nur die Wasserqualität der Elbe erstaunlich rasch verbessert. Die düsteren Industrieanlagen an ihren Ufern sind weitgehend verschwunden. Die Elbe ist zum Zentrum vieler Natur- und Kulturlandschaften geworden. Ein schneller Bedeutungswandel.
„Mit der Elbe leben und von ihr leben. Ihre Wunder bestaunen, ihre dramatischen Wechsel!“ Friedrich Schorlemmer, der Freiheits- und Friedenskämpfer, ist nahe der Lutherstadt Wittenberg an der Elbe aufgewachsen. Flussabwärts, bei Klein-Schmölen, sind solche Wunder zu bestaunen: bis zu dreißig Meter hohe Binnendünen, die teilweise noch immer auf Wanderschaft gehen. „Die Elbe gehört zu unseren Reichtümern“, sagt Schorlemmer, „so lange wir sie nicht bloß als einen schiffbaren Kanal betrachten.“