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Er ist auf den großen und kleinen Bühnen Frankfurts zuhause, spielt bei Ausstellungseröffnungen und Jubiläen, bei Hochzeiten und Todesfällen. Mit seinem Cello tanzt Frank Wolff durch Deutschland und manchmal um die halbe Welt. „Ich fühle mich als Weltmusiker. Ich suche das Weite und komme gerne zurück, um das Erlebte zu verarbeiten und etwas daraus zu machen.“ Frankfurt – für Frank Wolff ist es die Stadt mit den scharfen Kontrasten, hässlich und gleichzeitig schön. „Vieles, was ich mit dem Cello gefunden oder erfunden habe, wäre vielleicht anderswo so nicht entstanden.“
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Ein Film von Wolfgang Würker
Kamera: Riccardo Brunner sowie Wolfgang Würker, Pavel Schnabel, Wolfgang Raith, Bahman Kormi
Schnitt: Wolfgang Würker, Jörg Schömmel
Ton: Britta Kastern, Enzio Edschmid
Redaktion: Sylvia Strasser
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Als Frank zehn Jahre alt wird, freundet er sich zum ersten Mal und für immer mit dem Cello an. „Es ist mein Raum.“ Franks Bruder KD Wolff, heute erfolgreicher Verleger in Frankfurt, erinnert sich an die gemeinsame Kindheit im Hessischen Hinterland: „Die Eltern waren ja Pfarrerskinder, auf der explizit religiösen Ebene war das zwar vollkommen futsch, aber in der Musik war das protestantische Pfarrhaus sozusagen immer weiter vorhanden. Alles drehte sich darum.“
Frankfurt, die Stadt am Horizont, hat für die Wolff-Brüder eine starke Anziehungskraft aus. In den späten sechziger Jahren werden sie hier Sprecher der Protestbewegung. Frank ist der einzige Schüler Adornos, der nicht nur Soziologe ist, sondern auch Musiker. Bei Adorno lernt er das Staunen über die Musik. Das als bürgerlich verrufene Cello ruht nur für kurze Zeit.
Protestantismus und studentischer Protest, Ernst und Heiterkeit, Harmonie und schrille Töne, alte und neue Musik: als Solist wie im Ensemble hat Wolff schnell einen unverwechselbaren Stil entwickelt. In Anlehnung an Jimi Hendrix spielt er seine Version des Deutschlandlieds. Und wird damit weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. „Wenn Sie wollen,“ sagt Daniel Cohn-Bendit, Politiker im Europaparlament, „ist es das Hochpolitische an seinen Auftritten: ohne ein Wort, ohne einen Satz, ohne Geschwafel und ohne Kitsch wird eine Generation auf einen Begriff gebracht - das Verhältnis einer Generation zu eben dieser Nationalhymne.“
Der Film folgt Frankfurts Stadtstreicher (Petra Roth in ihrer Rede zur Verleihung der Goetheplakette) schließlich in jene Grenzbereiche, in denen Musik aufhört und das Geräusch beginnt. Er zeigt Gegenwart und Vergangenes, erzählt von Leben und Tod. Vor fünf Jahren starb Anne Bärenz, Wolffs Partnerin auf der Bühne und im Leben. „Das Cello hat ja nicht nur etwas Sentimentales und Romantisches, sondern auch etwas Melancholisches. Das bin ich auch, nicht nur vom Gefühl und der seelischen Verfassung. Es ist auch ein Teil von meinem Körper.“
Der Titel „Mein blaues Cello“ erinnert an ein Gedicht von Else Lasker-Schüler. Dieses Gedicht umschreibt für Frank Wolff die Klangfarbe seines Instruments.
Gedreht in Frankfurt und Umgebung, an der Mosel und auf Helgoland, in Berlin und Oslo. In der Reihenfolge des Auftretens wirken weiter mit: der Sänger und Dirigent Markus Neumeyer, die Sängerin Ingrid El Sigai, der Kulturredakteur Hans Riebsamen, die Malerin Friederike Walter, der Politiker Wolfgang Thierse, der Winzer Ulrich Stein und nicht zuletzt die Fotografin Barbara Klemm. © 2010
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