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Rassismus, Nationalismus, Größenwahn, die Gefahr eines neuen Krieges. Deutschland unter Hitler braucht einen inneren Feind. Den willkommenen Vorwand liefert die Verzweiflungstat eines jungen polnischen Juden. Vom 9. auf den 10. November 1938 wird die jüdische Bevölkerung im gesamten Reich Opfer einer brutalen Vergeltungsaktion. Menschen werden gedemütigt, ermordet. Geschäfte geplündert, die meisten Synagogen niedergebrannt. Eine Nacht, in der nicht nur Glas zerbricht.
„Kristallnaach“ heißt ein Lied der Kölner Rockgruppe BAP. Vor allem ihre Texte, in denen auf ganz eigenwillige Weise Gefühle, persönliche Erfahrungen und treffende Zeitkritik miteinander verbunden sind, haben BAP innerhalb kurzer Zeit auch über die deutschen Grenzen hinaus bekannt gemacht.
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Film von Sylvia Stasser und Wolfgang Würker
Kamera: Andrzej J. Koszyk
Schnitt: Giusi Violani
Redaktion: Hans Helmut Hillrichs
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Für Wolfgang Niedecken, den Kopf und Texter der Gruppe, sie hat sich den Namen „Vater“ nicht zufällig gegeben, ist der Pogrom vom November 1938 kein Datum der Geschichte, das der Vergangenheit angehört. Was er auch heute noch damit verbindet, hat er in einem seiner packendsten, bewegendsten Lieder zum Thema gemacht.
Kölsche Lyrik und Rockmusik als Protest gegen selbstgefällige Gleichgültigkeit, gegen die Gnade der späten Geburt. Bewältigung der Vergangenheit muss mehr sein als Kranzniederlegungen, Gedenktafeln, Feiertagsreden, als ein Rückblick, der sich in Fakten, Akten und Zahlen in der Gewissheit des „es war einmal“ geborgen fühlt. Die sogenannte Reichskristallnacht ist eine lebendige deutsche Erbschaft. Im Lied von BAP ist es die Trauer im Kopf, die dem Wissen von Gestern den angstvollen Blick auf die Gegenwart, in die Zukunft zur Seite stellt. In einer bewusst subjektiven Auswahl, die „Kopf und Bauch“ zu vereinen sucht, werden Archivmaterial, Inszeniertes und Assoziationen inhaltlich und musikalisch zueinander in Beziehung gesetzt, der Song und seine Geschichte entwickelt.
Unser Film sucht im Alltäglichen das Nachdenkenswerte, er macht sich Gedanken über politische Verantwortlichkeit, über Menschen und die Verhältnisse damals – und darüber, warum heute, in den achtziger Jahren, ein Lied wie „Kristallnaach“ entsteht.
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