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Erfurt in schrägen Tönen
1991 | ZDF, 30 Minuten




Dom und Augustinerkloster in der Landeshauptstadt Thüringens
Noch zu DDR-Zeiten sollte Erfurt einen Kulturpalast bekommen: ein Projekt der ehemaligen Bürgermeisterin, „rote Rosi“ genannt. Sie wollte sich ein Denkmal setzen. Hinterlassen hat sie eine monströse Bauruine, ausgerechnet im historischen Stadtzentrum der Stadt.

„Wir waren alle dagegen, aber wir sind ja nicht gefragt worden.“ Wilhelm Brückner, Geigenbaumeister, wohnt in der Regierungsstraße 66. Von seiner Werkbank schaut er mit zwiespältigen Gefühlen hinüber auf das „Schiffshebewerk“, wie der unfertige Betonklotz im Volksmund heißt. Einerseits braucht Erfurt ein neues Kulturhaus: Man will ja als Landeshauptstadt von Thüringen nicht im Schatten von Weimar stehen. Andrerseits: Ist dies wirklich der richtige Platz?



Film von Sylvia Stasser
und Wolfgang Würker
Kamera: Niko Stein
Schnitt: Giusi Violani
Redaktion: Gudrun Ziegler


Der Geigenbauer, Spezialist für „breitarschige“ Bratschen, fühlt sich mit der Geschichte der Stadt verwachsen, mit ihrem Hang zu Handwerk und Kunst, mit ihrem ausgeprägten Sinn für Tradition und Geschäftstüchtigkeit. Sein Großvater hatte vor hundert Jahren auf der Krämerbrücke seine erste Werkstatt.

Der Beitrag im Rahmen einer kleinen Reihe über die Hauptstädte der neuen Bundesländer zeigt Zeitbilder und Momentaufnahmen aus dem Alltagsleben der Stadt. Wilhelm Brückner erzählt von Erfurter Glanz und Niedergang, von kulturellen Ausblicken und Bewahrenswerten aus der Vergangenheit. Der Dom bleibt dabei gelassen. Ein wenig erhaben blickt er auf alle neuerlichen Veränderungen herab.
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